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Ente, Tod und Tulpe

Wolf Erlbruch

Genre
Bilderbuch

Verlag
Hoogland & Van Klaveren

erschienen
2007

Zielgruppe
Kinder 6+

Titel der Übersetzung
De eend, de dood en de tulp

 

12|10|23

Die richtige Saite

‚Kinderbücher sollten kein einziges Thema auslassen, finde ich, auch den Tod nicht. Die Erfahrung lehrt uns, dass Kinder genau in diesem Punkt sehr flexibel reagieren: im ersten Moment sind sie ganz bei der Sache und im Augenblick drauf sind sie wieder am Spielen. So habe ich es zuhause auch erlebt, als unsere geliebte Katze Trixie starb.
Da es für meine Töchter und meinen Sohn der erste große Verlust in ihrem Leben war, flossen auch jede Menge Tränen. Am schwierigsten dabei fand ich, dass ich daran nichts machen konnte. Das ist genau so, wie wenn der Tod bei uns Menschen anklopft und einem jede Handlung und jedes Wort so banal vorkommt. In solchen Momenten verschenke ich schon mal gern Ente, Tod und Tulpe, dieses unglaubliche Bilderbuch, das Wolf Erlbruch geschrieben und gezeichnet hat, um den Verlust seiner Tante zu verarbeiten. Anfänglich verspürt man Angst, man fürchtet, dass jeden Augenblick das Unausweichliche geschieht. Tut es aber nicht, denn die Hauptfigur – eine lustige Ente – freundet sich mit dem Tod an und wärmt ihn sogar, als er friert. Bis sie selbst die Kälte in ihren Federn spürt und der Tod sie umarmt…
Mit nur wenigen Zeichenstrichen und in wunderschön klaren, durch japanische Holzschnitte inspirierten Bildern, erzählt Erlbruch wie die Ente stirbt. Es ist tröstlich zu sehen, dass selbst nach etlichen Abschiedserfahrungen auch dem Tod der Verlust seiner Freundin, der Ente, schwer zu schaffen macht. Hier meinte meine zehnjährige Tochter Lou zu mir: „Ach Mama, du bist so ein mitleidiger Mensch.“ Das stimmt, aber es ist auch das Verdienst des Autors, der hier genau die richtige Saite zum Klingen bringt. Und seit er Ende 2022 selbst verstarb, wurde sein kleines Meisterwerk nur noch vielschichtiger.‘

Aufgezeichnet von Katrien Steyaert für dasKULTURforum Antwerpen.
Übersetzt von Sandra Karólyi.

Lesetipp von
Kim Crabeels
Jugendbuchautorin und Programmgestalterin im Kulturbereich