Viele Deutsche können nicht verstehen, was die Kölner an ihrer Stadt so toll finden. Grau in Grau, enge Straßen, nach dem Krieg hastig wieder zusammengeschustert und alles irgendwie dreckig. Trotzdem redet man als gebürtiger oder Wahl-Kölner (die Unterscheidung ist hier nicht so deutlich wie z.B. in Berlin) immer von „der schönsten Stadt auffer Welt“. Wieso ist das so?

Um das zu verstehen, muss man bei einem Besuch dieser Stadt mal abseits von Kölner Dom, Römisch-Germanisches- oder Schokoladenmuseum sich die Menschen und deren Zusammenleben anschauen. In Köln ist man eine große Familie. Jeder hilft jedem, jeder quatscht mit jedem (auch auf offener Straße, das gilt dort nicht als unhöflich) und jeder trinkt gerne mit jedem.

Und nirgendwo kann man dieses Phänomen besser erleben, als an einem lauen Sommerabend am Mäuerchen. Einen Großteil der Zülpicher Straße begleitet dieses Mäuerchen entlang an der Kölner Universität, dem Institut für Geologie und Mineralogie, der Mensawiese, einigen Imbissbuden und vor allem: zwei Büdchen!

Ich glaube, nirgendwo auf der Welt gibt es profitablere Kiosks als diese beiden. Die gefühlten zwei Kilometer Mäuerchen sind im Sommer voll besetzt von Studenten, Azubis, Dozenten, u40, ü40 und jedem, der einfach mal ein „lecker Bierchen“ trinken möchte. Gerüch(t)e besagen sogar, dass der eine oder andere Joint dort die Hand wechselt. Und damit sind wir schon beim Thema. Alles wechselt die Hände. Niemand hat am Mäuerchen „sein Bier“ gekauft. Niemand sitzt am Mäuerchen alleine oder mit „seinen Freunden“. Niemand geht zum Büdchen, ohne nicht mindestens für 8 Leute mit zu kaufen.

Ganz nach der inoffiziellen Stadthymne Drink doch ene mit der Bläck Föös gilt hier: „Drink doch ene mit, stell disch nitte so an […] häste och kein jeld, dat is janz ejal, drink doch mit un kümmer disch net drum!“ Wer am Mäuerchen sitzt oder vor dem Mäuerchen steht und mit den Sitzenden redet, der lebt eine Gemeinschaft. Und der versteht, warum Köln so sehr geliebt wird.

Es muss eigentlich nicht erwähnt werden, dass auch die Pfandsammler dort das Geschäft ihres Lebens machen. Und immer wieder einen ausgegeben bekommen.