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Die rechtschaffenen Mörder

Ingo Schulze

Genre
Roman

Verlag
S. Fischer Verlag

Erschienen
2020

Zielgruppe
Erwachsene

Titel der Übersetzung

13|03|21

Ein doppelbödiges Spiel

Ingo Schulze wird schon mal Chroniqueur der ehemaligen DDR genannt, ist aber vor allem ein wunderbarer Erzähler. Da dieser Roman mit der fiktiven Biografie eines Dresdner Antiquars einsetzt, der nach der Wende arbeitslos wird und mit Pegida zu sympathisieren beginnt, erwartete ich zunächst einen guten konventionellen Schlüsselroman. Als das Buch dann aber im zweiten Teil zu den Geständnissen des fiktiven Biografen Schultze (mit t!) übergeht, wird es zum doppelbödigen Spiel mit Lesererwartungen, denn diesem Schultze ist nicht zu trauen. Spätestens als ich beim dritten, von Schultzes fiktiver Verlegerin erzählten Teil ankam, in dem ein Kriminalfall aufgerollt wird, wusste ich, dass es hier um ein schalkhaftes, aber umso brillanteres Hinterfragen von Ossi-Klischees geht, das zugleich den kapitalistischen Literaturbetrieb anklagt. 

Lesetipp von
Hilde Keteleer
Übersetzerin