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c Sezen Orzek

Elif Korkmaz

Beruf freiberufliche Kostümbildnerin, bildende Künstlerin und Performer

1983 geboren in Köln

wohnt seit 2010 in Antwerpen

Elif, Tochter eines Kurden und einer Türkin wuchs in Köln – „einer Stadt die nie stilsteht“ – auf. Ihre Eltern, beide Kunst- und Kulturliebhaber, sahen schon früh Elifs kreativen Schaffensdrang und unterstützen sie, als sie sich entschied, etwas Künstlerisches zu machen. Elif begann ein Studium an der Kunstakademie in Maastricht, wo bei ihrer Bachelorausstellung ihr Talent erkannt und sie dazu ermutigt wurde, ein Masterstudium in Antwerpen zu machen. Gesagt, getan – denn Elif stellt sich eigentlich jeder Herausforderung. Nach ihrem Master machte sie außerdem noch eine Bildhauerausbildung. Inzwischen betreibt sie ihr eigenes Atelier auf dem Melkmarkt. Dort besuchte dasKULTURforum Antwerpen diese Powerfrau und fragte nach, was sie über ’t Stad denkt.

Interview Simone van Grieken – Übersetzung Rebecca Johr – 01|03|2016

Überall zu Hause? 
„An Antwerpen finde ich den Bahnhof am schönsten. Ich finde Bahnhöfe sowieso oft schön, aber der in Antwerpen, der ist echt wow! Das ist eine so wunderbare Art nach Hause zu kommen.“ Obwohl Elif viel reist für ihre Arbeit – so war sie letztes Jahr z.B. noch in Singapur und Deutschland für das Theater Tol – ist Antwerpen ihre Heimat geworden. „Ich habe hier direkt Freunde gefunden, darum mag ich Antwerpen so.“ Immerhin hat sie auch weniger schöne Seiten kennengelernt. So erzählt sie, dass sie fast täglich mit „rechtem Verhalten“ konfrontiert wird – entweder weil sie deutsch ist oder wegen ihrer türkischen Wurzeln. Das sei in Köln ganz anders, die Leute seien dort viel offener und weniger arrogant. „Ich war letztlich bei einem Konzert in De Studio und niemand hat getanzt, verrückt! Es scheint fast so, als ob die Leute sich hier nicht gehen lassen könnten.“

An Antwerpen finde ich den Bahnhof am schönsten. Das ist eine so wunderbare Art nach Hause zu kommen.


Heimat
Elif hat sicherlich ihren Platz erobert in Antwerpen und Antwerpen hat einen Platz in Elifs Herz bekommen. „Ich gehe gerne zum ’t Eilandje und auch der Kattendijk und der Hafen ziehen mich an. Schade, dass es dort keine Matrosen mehr gibt.“ (lacht) Auch in Zurenborg setzt sie sich gerne ins Café oder in die Kneipe. Eigentlich überall. So kann man sie, wenn sie nicht gerade arbeitet, auf der Terrasse ihrer Atelier-Nachbarn, dem Café De Muze, finden. „Jeden Tag lerne ich interessante Menschen kennen, dass gefällt mir an dieser Stadt so“, erzählt Elif und zieht auch hier den Vergleich zu Köln. Sie findet beide Städte zum Wohnen toll, auch weil sie beide sehr zentral liegen: „Um meine Freunde und Familie zu treffen, aber vor allem für meine Arbeit bin ich sehr schnell in Paris, London und Berlin.“ Auf die Frage, was für sie der größte Unterschied zwischen Antwerpen und Köln sei, antwortet sie ohne zu zögern: Die öffentlichen Verkehrsmittel. „Straßenbahnen sollten hier auch die ganze Nacht durch fahren; in diesem Punkt ist Antwerpen echt ein Dorf.“

Heimweh   
Natürlich vermisst sie ihre Freunde und Familie in Köln. Aber glücklicherweise kommen ihre Eltern sie oft in Antwerpen besuchen und ihre neuen Freunde sind hier ein wenig zu ihrer Ersatzfamilie geworden. Außerdem ist sie mit dem Zug innerhalb kürzester Zeit in Köln. Natürlich nur wenn sie Zeit hat, denn Elif hat immer zu tun. Und so mag sie es. Sie hat hart gearbeitet um dort zu sein, wo sie ist. Und würde deshalb auch nicht einfach so weggehen aus Antwerpen. Der Kontakt zu ihren Kunden ist ihr unglaublich wichtig. Sie setzt sich lange und meist auch mehrmals mit ihnen zusammen um gemeinsam ein Konzept auszuarbeiten. „Ich habe schon darüber nachgedacht zurückzugehen nach Köln, aber im Moment bin ich hier noch nicht fertig!“

Ich habe schon darüber nachgedacht zurückzugehen nach Köln, aber im Moment bin ich hier noch nicht fertig!

Last but not least
Was dürfen wir ihrer Meinung nach auf keinen Fall verpassen bei einem Kölnbesuch? „Den Dom natürlich. Man muss ganz bis nach oben gehen. Und am Rhein ist auch immer so eine schöne Stimmung.“
Und was empfiehlt sie Touristen, die nach Antwerpen kommen? „Geht nicht zum Meir oder zum Zoo. Schaut euch lieber die Nationalestraat an und bewundert den Hauptbahnhof. Ach, und mein Atelier natürlich. Da seid ihr jederzeit willkommen!“

Neugierig geworden?
Im Rahmen von dasFestival|KÖLN gewährt Elif uns in einem Vortrag einen einzigartigen Blick in die Welt des Kostümdesigns. Am 20. April 2016 macht sie sich zusammen mit dem Publikum auf die Suche zwischen den Grenzen von Mode und Kunst, an Hand ihrer eigenen Werke. Der Vortrag STOFF-KUNST – Elif Korkmaz en de wondere wereld van kostuumdesign findet im SCOOP store statt.


Mehr Info zu Elifs Atelier hier.