Auch heute noch, hundert Jahre nach seiner Erstveröffentlichung, inspiriert der avantgardistische Gedichtband ‚Besetzte Stadt‘ (‚Bezette stad‘) des flämischen Dichters Paul van Ostaijen Künstler und Künstlerinnen aller Sparten. Als COVID-19 im vergangenen anderthalb Jahr unsere Städte eroberte, organisierte das flämisch-niederländische Kulturhaus deBuren mehrere Leseateliers, in denen der Band Gedicht für Gedicht gelesen und besprochen wurde. Wichtig war dabei auch die Frage nach der aktuellen Bedeutung der Gedichte für die durch COVID ‚Befallene Stadt‘.
Jetzt, da die Pandemie dem Ende zuzugehen scheint, ist es Zeit für das letzte Gedicht aus dem Band ‚Der Rückzug‘ (‚De aftocht‘): diesmal in der deutschen Übersetzung, für ein deutschsprachiges Publikum, und mit dasKULTURforum Antwerpen als Partner des Events!
In ‚Der Rückzug‘ blickt Paul van Ostaijen auf das Ende der Besatzungszeit und die Befreiung von Antwerpen zurück. Und obwohl die Stadt nun als ‚befreit‘ bezeichnet wird, ist sie es zugleich auch nicht. Für diejenigen, die darauf gehofft hatten, nach der Krise wäre alles anders, ist die Enttäuschung groß. Die Machthaber haben sich nicht von der Stelle bewegt, das Volk vergnügt sich auf den Straßen.
„immer dieses Anrennen gegen die Wand / wir sind es die zusammenbrechen / nicht die Wände“
So geht das Leben weiter, als wäre nie etwas geschehen. Oder sind in der Fassade der alten Ordnung doch schon kleine Risse zu erkennen? Können wir Parallelen entdecken zum Rückzug aus unserer Krisensituation, aus unserer ‚Befallenen Stadt‘?
Live aus dem Geburtshaus von Van Ostaijen in Antwerpen begleiten Matthijs de Ridder und Anna Eble die Teilnehmer*innen durch das sechzehn Seiten lange Gedicht. Wer sich anmeldet, bekommt vorab eine Aufnahme, in der das Gedicht und sein historischer Kontext besprochen werden. Während des Live-Leseateliers wird das Gedicht dann eingehender mit den Gästen diskutiert.