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Ort De Cinema

Sprache Deutsch mit nied. UT

Dauer 58′

Karten vor Ort + online

Trailer

27|01|20

Die Tortur (2018) – Dieter Reifarth

Am Tag des Gedenkens an die Opfer der Shoah zeigen das Goethe-Institut Brüssel und dasKULTURforum Antwerpen in Zusammenarbeit mit De Cinema Dieter Reifarths Filmessay Die Tortur.

     „Die Tortur ist das fürchterlichste Ereignis, das ein Mensch in sich
bewahren kann. Wer der Folter erlag, kann nicht mehr heimisch werden
in der Welt.“ Jean Améry

Jean Améry ist 31 Jahre alt als er beim Verteilen antinazistischer Flugblätter am 23. Juli 1943 in Brüssel verhaftet wird. Im berüchtigten Fort Breendonk, „Auffanglager“ während der deutschen Besatzung und heute nationale Gedenkstätte, wird er gefoltert. Von den Spuren des seelischen „Feuermals“, vom Verlust des „Weltvertrauens“ wird er lebenslang gezeichnet bleiben.

In dem Essay Die Tortur (1966) reflektiert Améry über seine Erlebnisse. Eine Radioaufnahme, in der er diesen Text liest, bildet das akustische Fundament des Films von Dieter Reifarth. Reifarth verbindet die sanfte, facettenreiche und unverstellt klingende Stimme Amérys mit atmosphärischen Aufnahmen von Breendonk und den Orten der Folter. Die Schilderungen der erlebten Folter sind nüchtern, frei von jeder sprachlichen Dramatik. Im Mittelpunkt stehen nicht die Praktiken der Folterknechte sondern vielmehr die bleibenden Spuren beim Gefolterten. Ein verstörender Filmessay zwischen Gegenwart und musealem Erinnern, fern jeglicher Fiktionalisierung.

Jean Améry, 1912 als Hans Mayer in Wien geboren, war ein österreichischer Schriftsteller und Widerstandskämpfer. 1938 flüchtete er vor den Nazis nach Belgien und wurde 1943 wegen seiner Beteiligung am Widerstand gegen die Deutschen Besatzer zu zwei Jahren KZ-Haft verurteilt. Erst in den 1960er Jahren wurden seine Schriften einem größeren Publikum bekannt. Heute zählen sie zu zentralen Texten der deutschsprachigen Holocaustliteratur. 1978 nahm er sich in Salzburg das Leben.